Unter dem Motto "Jugend und Politik - [k]ein Auslaufmodell?!" fanden vom 18. bis zum 21. Mai die Jugendmedientage 2006 im Deutschen Bundestag in Berlin statt. Vier Tage lang waren 600 junge Medienmacher Im Alter von 15 bis 25 Jahren mit spannenden Referenten aus Medien, Politik, Kultur und Gesellschaft am diskutieren, die Arbeit der Abgeordneten begleiten, und Kontakte knüpfen. Nachfolgend ein Bericht aus der Mitte des Geschehens.
Day 1
Fahre mit der Bahn und erlebe etwas! Neben der fast obligatorischen 30-minütigen Verspätung, kann man auch auf Menschen mit bizarren Interessen stoßen. Je weiter nördlicher man so mit der Bahn fuhr desto schlechter wurde das Wetter. War es in Freiburg noch sonnig und warm, so war in Berlin dann der absolute Nullpunkt mit strömenden Regen bei kühleren Temperaturen erreicht. In diesem Regen durfte man dann vom Bahnhof Zoo über den Gesundbrunnen zur Max-Schmeling-Halle gehen, um dann am Eingang eine Menschenschlange zu erblicken, die nichts gutes verhieß. Wenn Presseleute anfangen zu organisieren, kam es mir in den Sinn ...
... nachdem mir dann die vielen Unterlagen, Werbebroschüren und Gratiszeitschriftenexemplare ausgehändigt wurden, erspähten Reporteraugen ein Opfer für ihr Interview und hielten mir ihr Mikro unter der noch vom Regen nassen Nase hin. Willkommen auf den Jugendmedientagen - damit musste gerechnet werden!
Abends sah das Programm eine Diskussion mit Christoph Schlingensief, Günther Wallraff etc. vor und so konnte ich mich am Nachmittag bis zum Abend mit meinem Potsdamer Freund Dirk A. Heyen am Hackeschen Markt treffen und gemeinsam einem Aktionskünstler bei der Arbeit beobachten. Sehr spannend und aufmunternd.
Den letzten 15min der Diskussion konnte ich entnehmen, vorher nicht viel verpasst zuhaben, da ich erst später bei der Akademie der Künste eintraf. Am Ende des Abends ergab sich dann noch ein ausführlicheres Gespräch mit Herrn Schlingensief himself, der ja als ziehmlich umstrittener Regisseur und Künstler gilt. Dass er ein wandelndes Energiebündel ist, fiel mir dabei auf, und auch was seine Kunst betrifft Rückgrat zeigt, wenn es gilt sie zu vertreten.
Dann ging's wieder in die Oranienburger Str. - wo für diese Nachtzeit wenig Betrieb herrschte und nur ein Mädel flankiert von zwei Männern vom Escortservice als Berufseinschlägige auszumachen waren. Zeitpunkt: 00.30 Uhr
Day 2
Der Tagesplan sah für 07.45 Uhr Einlass im Jakob-Kaiser-Haus vor, was praktisch 06.20 Uhr als Aufstehzeit festsetzte. Im Bundestag trafen wir dann auf amerikanische Schüler aus dem Parlamenentarischen Austauschprogramm und wurden von Fraktionsgespräch zu Fraktionsgespräch weitergeschleift.
Bei der CDU war der Haushaltsexperte M. Meister unser Ansprechpartner. Der Inhalt seines Vortrags war etwas karg und enthielt die üblichen Politik-Floskeln. Politiker kennen ja auch immer einen Ausweg aus brenzligen Situationen in denen unangenehme Fragen gestellt werden, so auch hier auf detailiertere Nachfragen. Der CDU kann man zu gute halten einen gestandenen Fachpolitiker in die Höhle voller neugierigen Jungjournalisten geschickt zu haben. Bei der SPD gab's dagegen wenig Politik und mehr Ausführungen über die Funktionsweise einer Pressestelle anzuhören.
Als wahre Meister der Umschiffung heikler Fragen gaben sich dann die Abgeordneten der Links-Fraktion zu erkennen. Auch sonst bewiesen die "Linken" linkisches Potenzial. Gab es doch gerade vor deren Fraktionssaal USB-Sticks samt großer roter hochwertiger Taschen als Geschenk für die jungen Medienleute abzugreifen. Kann man sich die Gunst noch günstiger erkaufen, fragt sich da? Auf die Frage wie sie dazu stehen, dass sie in Regierungsverantwortung in Landesparlamenten auch Sozialeinschnitte mittrügen und dies zwischen der Fraktion und der Basis wohl zu Unstimmigkeiten führe, feuerten die anwesenden Abgeordneten ganze Raketensalven an Ablenkungsgeschichten ab. Erst nach Ende der Fraktionssitzung traf ich auf dem "Bundes-WC" auf einmal Bodo Ramelow wider, der übrigens von seinen Parteikollegen informal auch als "Commander" angesprochen wird. Auf dem Gang ergab sich dann ein fünfminütiges Gespräch mit etwas mehr Klartext über die Themen Steuerfinanzierung und Zukunftsbestand der Linkspartei. Im Gegensatz zum "Trio Infernale des Populismus" Gysi, Ernst und Lafontaine ist Ramelow auch als Strippenzieher im Hintergrund ernst zu nehmen.
Am Nachmittag ging's dann zum Büro der Wochenzeitung Die Zeit, wo wir zum Oberbegriff "Fußball-WM" nach noch nicht ausgelutschten Themenideen fahndeten und anschließend die zu schreibenden Stories verteilten.
In der Diskussion über die Methoden offenbarte die zuständige Redakteurin Heike Faller, dass Interviews bzw. auch Wortzitate in den deutschen Medien zum größten Teil nicht authentisch sind, was mich dann doch etwas erschütterte. Schließlich lebt das Interview doch gerade von der Authentizität des Gesagtem. Sie meinte je höher die interviewten Personen in der Hierarchie, desto authentischer werden die geführten Zitate/Interviews auch, doch hatte ich von Qualitätszeitungen in Deutschland einen strengeren Codex erwartet. So bleibt es jedem Redakteur selbst überlassen wie er die Sache angeht. Mir lag das Thema Fußball dagegen nicht so sehr und was läge da näher als einen Kommentar über WM-Verdruss zu schreiben?
Noch ein wenig Nachschlag zum reich gefüllten zweiten Tag: Zum Abschluss ging es in den Bungalow-Club in die Invalidenstraße, wo VW eine riesige Party veranstaltete. Die EOS-Night stand unter einem "All white"-Dresscode samt Invitation-only Gästeliste, was eine himmlische Atmosphäre von lauter umherwuselnden Engelchen schuf. Auch hier ist es ausgesprochen praktisch, wenn man als junger (Kurzzeit-)Medienmensch auf der Gästeliste steht.
Das Publikum kann ich nur als skuril bezeichnen. Ein Großteil hatte die 30'iger Grenze auch schon überschritten und ließ sich ein Glas Schampus nach dem anderen einschenken. Der Club selbst ist erst eine Nacht später offiziell eröffnet worden, was dafür sorgte, dass das Personal sich bei dem pre-opening deutliche Mühen gab sämtliche Wünsche der Gäste zu erfüllen. Neben leckeren Baumkuchenhäppchen gab es auch eine nicht zu verachtende Palette an Freigetränken. Der ausgeschenkte italienische Rotwein war jedenfalls bester Qualität.
Day 3
Da es mächtig spät wurde habe ich die ersten Diskussionsrunden im Paul-Löbe-Haus ausfallen lassen und kam gerade richtig zur Lunchpaket-Ausgabe. Anschließend ging es dann sofort zum ZEIT-Hauptstadtbüro, wo wir mit Thomas E. Schmidt und einer Layoutmitarbeiterin unseren Texten den letzten Schliff verabreichten. Wieder zurück im Paul-Löbe-Haus mit unseren gedruckten Artikeln in der Hand gab es am Abend eine Diskussionsrunde über "unparteiische Hauptstadtberichterstattung" im Foyer, u.a. mit Sandra Maischberger, Hans-Ulrich Jörges [Stern] und Sebastian Graf von Bassewitz [Bild]. Nach Ende konnte ich mich noch sehr gut mit Herrn Jörges unterhalten, der u.a. die zu enge Beziehung von Journalisten und Politiker anmahnte. Auch Informationshändler kritisierte er scharf. Schon bei der Bewertung des Kanzlerduells war mir aufgefallen, dass Jörges sich nicht vom Mainstream verbiegen lässt und dagegen Meinungen vertritt, die ich für sehr vernünftig und tiefgründig recherchiert halte, anstatt dem Volke nach dem Munde zu reden. Dieser Eindruck ist im Gespräch dann noch vertieft worden.
In der Debatte selbst wurde ihm jedoch nicht so sehr Beifall gezollt. Dagegen gab es am meisten Applaus für BILD-kritische Kommentare aus dem Publikum. Am Vormittag soll es da auch zum Eklat in einer Podiumsdiskussion gekommen sein, als angeblich der Leiter der Springer-Journalistenschule die polemische Äußerung tätigte, dass wohl die Anwesenden Jungjournalisten - sofern sie nicht bei Lokalredaktionen landen wollten oder für die Arbeitslosigkeit studierten - sich Springer gegenüber wohlgesonnener verhalten sollten. Das kam wohl unheimlich arrogant beim Publikum an.
Sandra Maischberger wurde von den jungen Medienmachern geradezu fliegenschwarmartig umringt. Gegen Ende - kurz vor Schließung der Räumlichkeiten - antwortete sie auf nachfrage meinerseits, ob ihr eine solche Belagerung täglich widerfährt, ebenso elegant wie selbstironisch mit: Nein, es wird weniger!
Mit einem weiteren Freund, Stephan Ruhland, traf ich mich anschließend und konnte ihm einiges neues bezgl. des Jurastudiums etc. berichten. In einem Steackhaus wollte er von mir detailiert die Funktion des Straf- und Zivilrechts wissen, welche ich ihm lege artis in einer Vielzahl an möglichst nachvollziehbaren Sätzen vermittelte. Bis um kurz vor vier Uhr morgens ging das Gespräch dann in der Wohnung meines Cousins weiter.
Day 4
Im Besucherrestaurant "Käfer" des Bundestages gab es dann am Abschlusstag das Mittagessen zu empfangen. Danach hieß es dann "ENDE der Veranstaltung!" und raffte mich auf, um den anstrengenden sechsstündigen Rückweg gen Freiburg anzutreten. Leider verpasste ich meine erste Rückfahrgelegenheit um zwei Minuten, sodass ich eine Stunde Aufenthalt auf dem Bahnhof in Kauf nehmen musste. Im Nachbarabteil grölten Hauptschüler von Berlin bis nach Frankfurt unentwegt saloppe Beleidigungen umher und nervten mit ihrem Gehabe so ziehmlich die gesamte Umgebung. Soviel zu: "Bahnfahren macht Spaß"!
Nachdem die Unruhestifter endlich weg waren, stieg zufällig Vannessa Struhler mit einer Freundin zu mir ins Abteil. Erst im Gespräch offenbarte sich, dass sie bei "Deutschland sucht den Superstar" recht erfolgreich mitsang und nun seit zwei Jahren mit einem Produzenten und ex-DSDS-Jury-Mitglied Musik betreibt. Dass ich sie nicht erkannt habe liegt wohl einfach daran, dass der ganze Star-Bereich eigentlich überhaupt nicht mein Interessenbereich ist. Sie schien es mir jedoch nicht übel zu nehmen und berichtete über Probleme und Alltägliches im Showbiz, was man sonst durch die Medien nicht mitbekommt und erinnerte mich darin stark an meine Schulkameradin Doreen Kaleita aus Parchimer Tagen.
Hier sind Verweise auf Fotogalerien aufgelistet, für diejenigen, die gerne mehr Bilder anschauen wollen. Die hier gezeigten Fotos sind entweder privat entstanden, oder den gerade angegebenen Gallerien entnommen.
Day 1
Fahre mit der Bahn und erlebe etwas! Neben der fast obligatorischen 30-minütigen Verspätung, kann man auch auf Menschen mit bizarren Interessen stoßen. Je weiter nördlicher man so mit der Bahn fuhr desto schlechter wurde das Wetter. War es in Freiburg noch sonnig und warm, so war in Berlin dann der absolute Nullpunkt mit strömenden Regen bei kühleren Temperaturen erreicht. In diesem Regen durfte man dann vom Bahnhof Zoo über den Gesundbrunnen zur Max-Schmeling-Halle gehen, um dann am Eingang eine Menschenschlange zu erblicken, die nichts gutes verhieß. Wenn Presseleute anfangen zu organisieren, kam es mir in den Sinn ...
... nachdem mir dann die vielen Unterlagen, Werbebroschüren und Gratiszeitschriftenexemplare ausgehändigt wurden, erspähten Reporteraugen ein Opfer für ihr Interview und hielten mir ihr Mikro unter der noch vom Regen nassen Nase hin. Willkommen auf den Jugendmedientagen - damit musste gerechnet werden!
Abends sah das Programm eine Diskussion mit Christoph Schlingensief, Günther Wallraff etc. vor und so konnte ich mich am Nachmittag bis zum Abend mit meinem Potsdamer Freund Dirk A. Heyen am Hackeschen Markt treffen und gemeinsam einem Aktionskünstler bei der Arbeit beobachten. Sehr spannend und aufmunternd.
Den letzten 15min der Diskussion konnte ich entnehmen, vorher nicht viel verpasst zuhaben, da ich erst später bei der Akademie der Künste eintraf. Am Ende des Abends ergab sich dann noch ein ausführlicheres Gespräch mit Herrn Schlingensief himself, der ja als ziehmlich umstrittener Regisseur und Künstler gilt. Dass er ein wandelndes Energiebündel ist, fiel mir dabei auf, und auch was seine Kunst betrifft Rückgrat zeigt, wenn es gilt sie zu vertreten.
Dann ging's wieder in die Oranienburger Str. - wo für diese Nachtzeit wenig Betrieb herrschte und nur ein Mädel flankiert von zwei Männern vom Escortservice als Berufseinschlägige auszumachen waren. Zeitpunkt: 00.30 Uhr
Day 2
Der Tagesplan sah für 07.45 Uhr Einlass im Jakob-Kaiser-Haus vor, was praktisch 06.20 Uhr als Aufstehzeit festsetzte. Im Bundestag trafen wir dann auf amerikanische Schüler aus dem Parlamenentarischen Austauschprogramm und wurden von Fraktionsgespräch zu Fraktionsgespräch weitergeschleift.
Bei der CDU war der Haushaltsexperte M. Meister unser Ansprechpartner. Der Inhalt seines Vortrags war etwas karg und enthielt die üblichen Politik-Floskeln. Politiker kennen ja auch immer einen Ausweg aus brenzligen Situationen in denen unangenehme Fragen gestellt werden, so auch hier auf detailiertere Nachfragen. Der CDU kann man zu gute halten einen gestandenen Fachpolitiker in die Höhle voller neugierigen Jungjournalisten geschickt zu haben. Bei der SPD gab's dagegen wenig Politik und mehr Ausführungen über die Funktionsweise einer Pressestelle anzuhören.
Als wahre Meister der Umschiffung heikler Fragen gaben sich dann die Abgeordneten der Links-Fraktion zu erkennen. Auch sonst bewiesen die "Linken" linkisches Potenzial. Gab es doch gerade vor deren Fraktionssaal USB-Sticks samt großer roter hochwertiger Taschen als Geschenk für die jungen Medienleute abzugreifen. Kann man sich die Gunst noch günstiger erkaufen, fragt sich da? Auf die Frage wie sie dazu stehen, dass sie in Regierungsverantwortung in Landesparlamenten auch Sozialeinschnitte mittrügen und dies zwischen der Fraktion und der Basis wohl zu Unstimmigkeiten führe, feuerten die anwesenden Abgeordneten ganze Raketensalven an Ablenkungsgeschichten ab. Erst nach Ende der Fraktionssitzung traf ich auf dem "Bundes-WC" auf einmal Bodo Ramelow wider, der übrigens von seinen Parteikollegen informal auch als "Commander" angesprochen wird. Auf dem Gang ergab sich dann ein fünfminütiges Gespräch mit etwas mehr Klartext über die Themen Steuerfinanzierung und Zukunftsbestand der Linkspartei. Im Gegensatz zum "Trio Infernale des Populismus" Gysi, Ernst und Lafontaine ist Ramelow auch als Strippenzieher im Hintergrund ernst zu nehmen.
Am Nachmittag ging's dann zum Büro der Wochenzeitung Die Zeit, wo wir zum Oberbegriff "Fußball-WM" nach noch nicht ausgelutschten Themenideen fahndeten und anschließend die zu schreibenden Stories verteilten.
In der Diskussion über die Methoden offenbarte die zuständige Redakteurin Heike Faller, dass Interviews bzw. auch Wortzitate in den deutschen Medien zum größten Teil nicht authentisch sind, was mich dann doch etwas erschütterte. Schließlich lebt das Interview doch gerade von der Authentizität des Gesagtem. Sie meinte je höher die interviewten Personen in der Hierarchie, desto authentischer werden die geführten Zitate/Interviews auch, doch hatte ich von Qualitätszeitungen in Deutschland einen strengeren Codex erwartet. So bleibt es jedem Redakteur selbst überlassen wie er die Sache angeht. Mir lag das Thema Fußball dagegen nicht so sehr und was läge da näher als einen Kommentar über WM-Verdruss zu schreiben?
Noch ein wenig Nachschlag zum reich gefüllten zweiten Tag: Zum Abschluss ging es in den Bungalow-Club in die Invalidenstraße, wo VW eine riesige Party veranstaltete. Die EOS-Night stand unter einem "All white"-Dresscode samt Invitation-only Gästeliste, was eine himmlische Atmosphäre von lauter umherwuselnden Engelchen schuf. Auch hier ist es ausgesprochen praktisch, wenn man als junger (Kurzzeit-)Medienmensch auf der Gästeliste steht.
Das Publikum kann ich nur als skuril bezeichnen. Ein Großteil hatte die 30'iger Grenze auch schon überschritten und ließ sich ein Glas Schampus nach dem anderen einschenken. Der Club selbst ist erst eine Nacht später offiziell eröffnet worden, was dafür sorgte, dass das Personal sich bei dem pre-opening deutliche Mühen gab sämtliche Wünsche der Gäste zu erfüllen. Neben leckeren Baumkuchenhäppchen gab es auch eine nicht zu verachtende Palette an Freigetränken. Der ausgeschenkte italienische Rotwein war jedenfalls bester Qualität.
Day 3
Da es mächtig spät wurde habe ich die ersten Diskussionsrunden im Paul-Löbe-Haus ausfallen lassen und kam gerade richtig zur Lunchpaket-Ausgabe. Anschließend ging es dann sofort zum ZEIT-Hauptstadtbüro, wo wir mit Thomas E. Schmidt und einer Layoutmitarbeiterin unseren Texten den letzten Schliff verabreichten. Wieder zurück im Paul-Löbe-Haus mit unseren gedruckten Artikeln in der Hand gab es am Abend eine Diskussionsrunde über "unparteiische Hauptstadtberichterstattung" im Foyer, u.a. mit Sandra Maischberger, Hans-Ulrich Jörges [Stern] und Sebastian Graf von Bassewitz [Bild]. Nach Ende konnte ich mich noch sehr gut mit Herrn Jörges unterhalten, der u.a. die zu enge Beziehung von Journalisten und Politiker anmahnte. Auch Informationshändler kritisierte er scharf. Schon bei der Bewertung des Kanzlerduells war mir aufgefallen, dass Jörges sich nicht vom Mainstream verbiegen lässt und dagegen Meinungen vertritt, die ich für sehr vernünftig und tiefgründig recherchiert halte, anstatt dem Volke nach dem Munde zu reden. Dieser Eindruck ist im Gespräch dann noch vertieft worden.
In der Debatte selbst wurde ihm jedoch nicht so sehr Beifall gezollt. Dagegen gab es am meisten Applaus für BILD-kritische Kommentare aus dem Publikum. Am Vormittag soll es da auch zum Eklat in einer Podiumsdiskussion gekommen sein, als angeblich der Leiter der Springer-Journalistenschule die polemische Äußerung tätigte, dass wohl die Anwesenden Jungjournalisten - sofern sie nicht bei Lokalredaktionen landen wollten oder für die Arbeitslosigkeit studierten - sich Springer gegenüber wohlgesonnener verhalten sollten. Das kam wohl unheimlich arrogant beim Publikum an.
Sandra Maischberger wurde von den jungen Medienmachern geradezu fliegenschwarmartig umringt. Gegen Ende - kurz vor Schließung der Räumlichkeiten - antwortete sie auf nachfrage meinerseits, ob ihr eine solche Belagerung täglich widerfährt, ebenso elegant wie selbstironisch mit: Nein, es wird weniger!
Mit einem weiteren Freund, Stephan Ruhland, traf ich mich anschließend und konnte ihm einiges neues bezgl. des Jurastudiums etc. berichten. In einem Steackhaus wollte er von mir detailiert die Funktion des Straf- und Zivilrechts wissen, welche ich ihm lege artis in einer Vielzahl an möglichst nachvollziehbaren Sätzen vermittelte. Bis um kurz vor vier Uhr morgens ging das Gespräch dann in der Wohnung meines Cousins weiter.
Day 4
Im Besucherrestaurant "Käfer" des Bundestages gab es dann am Abschlusstag das Mittagessen zu empfangen. Danach hieß es dann "ENDE der Veranstaltung!" und raffte mich auf, um den anstrengenden sechsstündigen Rückweg gen Freiburg anzutreten. Leider verpasste ich meine erste Rückfahrgelegenheit um zwei Minuten, sodass ich eine Stunde Aufenthalt auf dem Bahnhof in Kauf nehmen musste. Im Nachbarabteil grölten Hauptschüler von Berlin bis nach Frankfurt unentwegt saloppe Beleidigungen umher und nervten mit ihrem Gehabe so ziehmlich die gesamte Umgebung. Soviel zu: "Bahnfahren macht Spaß"!
Nachdem die Unruhestifter endlich weg waren, stieg zufällig Vannessa Struhler mit einer Freundin zu mir ins Abteil. Erst im Gespräch offenbarte sich, dass sie bei "Deutschland sucht den Superstar" recht erfolgreich mitsang und nun seit zwei Jahren mit einem Produzenten und ex-DSDS-Jury-Mitglied Musik betreibt. Dass ich sie nicht erkannt habe liegt wohl einfach daran, dass der ganze Star-Bereich eigentlich überhaupt nicht mein Interessenbereich ist. Sie schien es mir jedoch nicht übel zu nehmen und berichtete über Probleme und Alltägliches im Showbiz, was man sonst durch die Medien nicht mitbekommt und erinnerte mich darin stark an meine Schulkameradin Doreen Kaleita aus Parchimer Tagen.
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