Ein schwarzer Tag für Deutschland: An diesem Tag werden die letzten Kernreaktoren der 2. Generation abgeschaltet. Es ist ein viel beachteter Moment, der gemischte Reaktionen hervorruft. Während die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren auf diesen Tag hingearbeitet hat und jubelt, betonen andere, zu denen ich gehöre, die 300 Mrd. kWh CO2-armen und günstigen Strom, die sie im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte in Deutschland produziert haben und hielten es für vernünftiger, wären wir heute aus der Kohlekraft ausgestiegen und behielten die Kernenergie um mindestens zwei Dekaden weiter und nicht umgekehrt. Für sie bedeutet dieser Tag einen zivilisatorischen Rückschritt zu Lasten des Landes. Die Grundlast wird von nun an entweder durch importierten Strom aus dem Ausland, oder eben von Gas und Kohle bereit gestellt werden müssen, die deutlich mehr CO2 ausstoßen. Und aufgrund des Ukraine-Krieges war insbesondere der Bezug von Gas zuletzt ein teures Unterfangen, das die Bürger mit signifikanten Preisanstiegen bezahlt haben. Die sicherheitspolitischen Implikationen aufgrund dieser selbst gewählten Abhängigkeit lange Zeit bester Freund Russlands in Europa gewesen zu sein, sollen hierbei nicht unerwähnt bleiben.
Die immer wieder als "Lösung" angepriesene Solar- und Windenergie stehen jedenfalls nicht durchgängig zur Verfügung. Die Kapazitäten der Batteriespeicher reichen zudem bei weitem nicht aus, um eine in der Heizsaison typischen Dunkelflaute auszugleichen. Da kann man noch soviele Windräder oder Solarkollektoren zubauen, die produzierte Leistung wird sich an jenen Tagen einfach nicht erhöhen! Daran wird sich in den kommenden beiden Jahrzehnten auch nichts grundlegendes verändern, da technische Hürden bei den Groß-Batteriespeichern noch immer ungelöst sind.
Quelle: Electricitymap |
Es gehört deshalb zur bitteren Realität, dass in den letzten drei Jahren durch die Verringerung des Anteils der Kernkraftwerke die CO2-Emissionen im Mittel angestiegen sind und auch weiter ansteigen werden. Dass dieser wichtige Fakt zuweilen in den Medien unterschlagen wird, spricht eine deutliche Sprache für die Unausgewogenheit der Berichterstattung in Deutschland zu diesem Thema. Und erst Recht, wenn man die Werte aus Frankreich dem entgegenhält, die zwischen 20 - 50 g liegen und das Ausmaß der Verlogenheit der deutschen Energiepolitik zum Vorschein bringen. Dass das Ausland anhand dieser Zahlen rein gar nichts vom deutschen Sonderweg hält, der uns auch noch mit Erfolg als "grün" verkauft wurde, ist verständlich, so dass es nicht verwundert, warum kein großes Industrieland uns gefolgt ist. Selbst Japan, Schauplatz der letzten großen Atomkatastrophe, hält an der Kernenergie nicht nur weiter fest, sondern baut diese noch aus.
Der Fokus in Deutschland lag lange auf einer geradezu mit Hysterie betrachteten Angst vor dem größten anzunehmenden Atomunfall eines Leichtwasserreaktors - einer Kernschmelze samt Wasserstoffexplosion, welche eine große Menge an Radioaktivität in die Umwelt freisetzen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass moderne Reaktorkonzepte technisch ganz anders konzipiert sind und ein solcher Unfall konstruktionsbedingt gar nicht auftreten könnte, weiß man heute auch durch Forschungen der Folgen von Fukushima, dass diese Ängste übertrieben waren und die Strahlung sehr schnell unter das Niveau gefallen ist, das auf der Welt auch in der Natur vorkommt und für den Menschen unbedenklich ist. Und sollte man der Umwelt zuliebe nicht besser das 2,5 Grad-Ziel vor Augen haben, das man ohne einen deutlichen Zubau von Atomkraftwerken weltweit nicht erreichen dürfte, wie Klimaforscher übereinstimmend festgestellt haben?! Bis zum letzten Tag bei uns ist jedenfalls mit Erfolg allerhand Aufwand betrieben worden, um den Super-GAU abzuwenden. Anders sieht es aus bei der Zahl der vorzeitigen Todesfällen durch fossile Energieträger. Denn gerne wird bei der meist sehr einseitigen Betrachtung der Sicherheit unterschlagen, dass die Kernenergie - gemessen an der produzierten Zahl an Kilowattstunden Strom - zu den sichersten Formen der Energieerzeugung zählt, ganz im Gegenteil zu Kohle und Gas, welche die Luft verschmutzen, eine Vielzahl an Erkrankungen und Todesfälle hervorrufen und zudem auch klimaschädlich sind.
Der Anteil der Kernenergie am Gesamtstrommix von zuletzt 6,4 % wurde zuweilen von Journalisten und Politikern als vernachlässigbar klein dargestellt, ist durch seine Stetigkeit für die Gewährleistung der Grundlast in der Heizsaison jedoch viel wichtiger als mit jener Zahl suggeriert wird. Denn zu jedem Zeitpunkt ist die Versorgung mit Strom sicher zu stellen, das geht nur, indem in jedem Moment so viel produziert wird, wie verbraucht wird. Das geht ansonsten in Deutschland nur mit Kohle und Gas, um unser großes Industrieland am Laufen zu halten - die Grafik zeigt, dass in Deutschland Wasserkraft, Geothermie, Batteriespeicher und Pumpspeicher praktisch keine Rolle spielen. Anders ist es bei der Biomasse, die jedoch in Flächenkonkurrenz mit Nahrungsmitteln steht.
Die Kernreaktoren werden nun zumeist von Braun- und Steinkohlekraftwerke ersetzt, die zwar vergleichbar günstigen Strom produzieren, aber im Vergleich zu Atomkraftwerken wahre "Drecksschleudern" sind. Dass man eine solche Poltik jahrzehntelang den Bürgern als "grün" verkauft hat, obwohl sie - wie in der Grafik dargelegt - "braune" Ergebnisse produziert, ist ein Skandal! An der Verbreitung dieser Lügengeschichte haben interessierte Kreise in den Medien, NGOs als auch von staatlicher Finanzierung abhängige Wissenschaftler ihren gehörigen Anteil. Die Zeche dieser bewussten Irreführung zahlt am Ende der Bürger.
Ohne Zweifel wäre es ökonomisch klüger gewesen das Angebot an Strom zu vergrößern, doch ist ab heute müßig darüber zu diskutieren, ob eine Laufzeitverlängerung durchführbar gewesen oder noch immer umsetzbar wäre. Meiner Auswertung der Medien nach war es wohl eine Frage des politischen Willens, es gab keine fundamentalen technischen oder organisatorischen Hindernisse, die den Weiterbetrieb verhindert haben. Doch blicken wir von jetzt an voran: Die Meiler der 2. Generation sind trotz ihrer bereits beachtlichen Wirtschaftlichkeit und Sichherheit nicht das Ende der technischen Entwicklung und wären über kurz oder lang sowieso erneuerungsbedürftig gewesen.
Deshalb muss die Parole nunmehr lauten: Deutschland braucht den Widereinstieg in die Kerntechnik - jetzt! Nicht nur die Kernfusion macht dieser Tage endlich die lange herbeiersehnten Durchbrüche, auch die konventionelle Kernspaltung hält für die zivile Nutzung fortschrittliche Konzepte bereit. Im Ausland erlebt die Kerntechnik jedenfalls eine Renaissance und Deutschland droht vollends sich von der weiteren Entwicklung dieses Technologiepfades zu verabschieden. Wenn man im internationalen Umfeld eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft bleiben will, sollte man hier besser am Ball bleiben.
Der letzte Winter hat mit den immensen Preissteigerungen jedenfalls einen weiteren Vorgeschmack dafür gegeben, wie die nächsten beiden Dekaden aussehen könnten. Energieintensive Industrie ist in dem Land nicht mehr wettbewerbsfähig zu betreiben und wandert ab. Rufe nach staatlicher Unterstützung sind vor dem Hintergrund der damit einhergehenden sozialen Verwerfungen verständlich, aber nicht ein Hinterherwerfen von gutem Geld hinter einer schlechten Energiepolitik ist die Lösung, sondern eine bessere Energiepolitik unter Einschluss moderner Kernenergie, um wieder günstigen, umweltschonenden und stabilen Strom für alle zu produzieren.