Joecks, Studienkommentar StGB, 9. Aufl. 2010, 852 Seiten, 29,50 €
Der "Studienkommentar StGB" von Wolfgang Joecks gehört schon seit einiger Zeit zu den Geheimtipps zur Examensvorbereitung im Strafrecht. Zur aktuellen Neuauflage habe ich mir das Werk einmal genauer angeschaut und möchte es an dieser Stelle einmal vorstellen.
Von der (durchaus als innovativ zu bezeichnenden) Konzeption her ist das Werk eine Mischung aus Kommentar und Lehrbuch. Der Aufbau orientiert sich an dem von Kommentaren, er hält sich also an die Systematik des Strafgesetzbuches. Soweit, so bekannt. Im Unterschied zu anderen Werken finden sich in den Erläuterungen viele konkrete Beispiele, an denen auch Meinungsstreitigkeiten im Gutachtenstil dargestellt werden. Das macht die oftmals sehr abstrakte Theorie sehr gut verständlich. Nach den Erläuterungen der Tatbestandsmerkmale findet sich oft ein extra Abschnitt, der besondere Problemkonstellationen vertieft behandelt.
Die Examensrelevanz einer Norm wird mit Sternchen kenntlich gemacht - unter Angabe der jeweiligen Bundesländer, in dem sie zum Prüfungsstoff gehört. Manchmal erfolgt zusätzlich auch ein Hinweis zur Relevanz am Anfang der zu behandelnden Tatbestände.
Der Nachteil gängiger Kommentare ist die Abstraktheit der Erläuterungen und die Fokussierung auf die jeweilige Norm, bei der Zusammenhänge außen vor bleiben. Für Einsteiger sind sie daher meist kaum geeignet. Wie bereits bei der Konzeption oben erwähnt, geht Joecks hier neue Wege und schafft es mit seiner Mischung aus Kommentar, Lehr- und Fallbuch auch Einsteigern das komplexe "Schubladensystem" der Normen des StGB im Kontext der allgemeinen Lehren gut verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Dies äußert sich insbesondere dadurch, dass bei den Erläuterungen des Tatbestandes direkt Bezüge zu Irrtümern, Rechtfertigungsgründe etc. hergestellt und besondere Probleme im Kontext der Norm behandelt werden.
Positiv hervorzuheben ist nochmals die konkrete Fallbezogenheit der Problemdarstellung, wie sie auch in der Klausur oder Hausarbeit zu erfolgen hat. Im Gegensatz zu anderen Lehrbüchern scheut Joecks nicht den Aufwand, den ein solcher Problemaufriss mit sich bringt und von Studenten letztlich in der Klausur erwartet wird. So bietet Joecks daher nicht nur Examenskandidaten eine wertvolle Hilfe, sondern wird auch für Anfänger interessant, die oftmals den Fehler begehen zu abstrakt zu lernen.
Ein paar Eigenwilligkeiten bei den Stellungnahmen zu Problemen fielen mir auf. Doch gönnt sich ja jeder Strafrechtler irgendwie sein Maß an Abweichungen vom Mainstream.
Fazit:
Zu Recht sagt man dem Joecks nach ein echter Geheimtipp zu sein! Vom übersichtlichen Layout, der Konzentration auf examensrelevante Inhalte sowie der fallbezogenen Lösung der Meinungsstreitigkeiten war ich sehr angetan. Ein Buch, das sich jeder Jurastudent einmal angeschaut haben sollte und meine Empfehlung verdient hat.