Direkt zum Hauptbereich

Tipps zum Jurastudium #25 (aktualisiert)

Hilgendorf, Fälle zum Strafrecht für Examenskandidaten - Klausurenkurs III, 2010, 19,80 €

vs.

Beulke, Klausurenkurs im Strafrecht III - Ein Fall- und Repetitionsbuch für Examenskandidaten, 4. Aufl. 2013, 24,99 €

Fallsammlungen zum Strafrecht sind ja recht zahlreich am Markt vertreten. Speziell ausgerichtet an die Bedürfnisse für Examenskandidaten sind dann aber doch die wenigsten. Heute daher mal eine Gegenüberstellung zweier Werke aus eben diesem Bereich.

Neu dabei ist seit Ende 2010 Eric Hilgendorf aus Würzburg mit einer dreibändigen Reihe im Beck-Verlag, differenzierend nach Anfänger, Fortgeschrittene und eben Examenskandidaten. Ganz so neu ist der Band für Examenskandidaten derweil nicht - jener geht in weiten Teilen auf ein Werk aus der JuS-Reihe des Autors zurück.
Unter Jurastudenten sehr beliebt sind die entsprechende Referenzwerke von Werner Beulke aus dem C.F.Müller-Verlag, die schon mehrere Auflagen hinter sich haben und gegen die der Hilgendorf erst einmal bestehen muss - keine leichte Aufgabe!

Schon der erste Blick auf den Hilgendorf ließ mich skeptisch werden, ob da nicht auf dem Buchcover vielleicht zu viel versprochen wurde als letztlich gehalten werden kann. Im Gegensatz zum "dicken Brocken" von über 600 Seiten des Beulke-Klausurenkurses ist der Hilgendorf mit 200 Seiten sehr kompakt gehalten. Nach Lektüre des Vorworts machte sich auch die erste Ernüchterung breit: Keinesfalls soll das Werk alleine für die Examensvorbereitung reichen, erst im Verbund mit den beiden anderen Büchern, welche den Schwerpunkt auf den Allgemeinen Teil des StGBs legen, "kann die Fallsammlung auch zur Examensvorbereitung eingesetzt werden". Sehr überzeugend klingt das nicht. Auch frage ich mich dann, wieso der dritte Band sich explizit an Examenskandidaten wendet und suggeriert wird man bekäme einen kompakten Kurs, der die wichtigsten examensrelevanten Probleme beinhaltet.

Dass es besser geht, zeigt wiederum der Beulke. Dort handelt es um einen in sich geschlossenen Klausurenkurs, der zur Vorbereitung auf das Examen dienen soll und sich vom inhaltlichen Anspruch der Fälle von den Einstiegswerken auch deutlich unterscheidet. Das Werk alleine deckt laut Autor 60-80 % des Examensstoffes ab. Zudem werden die bei Beulke die Problemstände deutlich strukturierter unabhängig vom Fall optisch dargestellt und es finden sich eine Menge "Extras", die das Lernen mit jenem Werk deutlich einfacher machen lassen wie bspw. eine Definitionentabelle und Problemübersicht samt Lösungsvorschlag nach Gesetzessystematik geordnet etc. Auch sind die Fälle im Beulke umfangreicher, tendenziell anspruchsvoller und mit einer StPO-Zusatzfrage versehen (und gelöst), wie sie auch im Examen zu finden sind. Hilgendorf lässt hier ein mehr an Aufwand schmerzlich vermissen.

Der Versuch sich mit dem Werk von Beulke zu messen misslingt dann auch weitestgehend. Über den etwas lieblosen Gesamteindruck mag auch nicht hinwegtrösten, dass die Fälle an sich ordentlich gelöst worden sind.

Fazit: Für etwas mehr Geld bekommt man mit dem Buch von Beulke ein deutlich umfangreicheres, aufwändiger gestaltetes und tiefgründigeres Werk für die Examensvorbereitung an die Hand. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wirklich unschlagbar! Es sei daher jedermann wärmstens empfohlen. Den Hilgendorf würde ich dagegen höchstens als Ergänzung im Seminar heran ziehen.

Update vom 26.07.2013: Mit der vierten Auflage ist das Werk von Beulke nunmehr auf den aktuellen Stand (April 2013) gebracht worden und erweist sich nach wie vor als Referenz. Änderungen hat es dort gegeben, wo es zwischenzeitlich durch die Rechtsprechung (u.a. "Deal" im Strafprozess) neure Entscheidungen gab. An der gelungenen Konzeption hat sich ansonsten nichts verändert. Das Werk bleibt weiterhin uneingeschränkt zu empfehlen. Gerade Examenskandidaten, die sich ohne Repetitor vorbereiten, werden das Werk zu schätzen wissen.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jetzt erst recht: Deutschland braucht moderne Atomkraftwerke

Ein schwarzer Tag für Deutschland: An diesem Tag werden die letzten Kernreaktoren der 2. Generation abgeschaltet. Es ist ein viel beachteter Moment, der gemischte Reaktionen hervorruft. Während die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren auf diesen Tag hingearbeitet hat und jubelt , betonen andere, zu denen ich gehöre , die 300 Mrd. kWh CO2-armen und günstigen Strom, die sie im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte in Deutschland produziert haben und hielten es für vernünftiger, wären wir heute aus der Kohlekraft ausgestiegen und behielten die Kernenergie um mindestens zwei Dekaden weiter und nicht umgekehrt. Für sie bedeutet dieser Tag einen zivilisatorischen Rückschritt zu Lasten des Landes. Die Grundlast wird von nun an entweder durch importierten Strom aus dem Ausland, oder eben von Gas und Kohle bereit gestellt werden müssen, die deutlich mehr CO2 ausstoßen. Und aufgrund des Ukraine-Krieges war insbesondere der Bezug von Gas zuletzt ein teures Unterfangen, das die Bürger mit signifikanten ...

Amtsschimmel - Folge 4 (Fortsetzung 3) - Die Generalstaatsanwaltschaft steckt den Kopf in den Sand

Wenn es um das Sühnen staatlichen Unrechts geht, ist in der Regel auf eines Verlass: Auf eine groteske Verweigerungshaltung anderer staatlicher Stellen dies anzuerkennen und in der Folge auch zu ahnden. Wer den Ausgangsfall verpasst hat, sollte unbedingt sich zuvor den Beitrag hier noch einmal anschauen. Widmen wir uns heute dem Bescheid der Generalstaatsanwaltschaft Rostock vom 10. Januar 2024 (Az.: 2 Zs 724/23), der inhaltlich bedauerlicherweise wieder einer Arbeitsverweigerung gleich kommt. Immerhin stellt man sich dabei leicht intelligenter an als  noch die Staatsanwaltschaft Schwerin , wenn auch im Ergebnis ohne Substanz: Lieber Kollege Henkelmann , haben Sie wirklich über die Jahre alles vergessen, was Sie einmal im Staatsrecht gehört haben sollten? So grundlegende Dinge, wie die Bindung aller staatlicher Gewalt an die Grundrechte (Art. 1 Abs. 3 GG) oder das Rechtsstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 3 GG)?! Fühlen Sie sich auch noch gut dabei, wenn Sie tatkräftig dabei mithelfen, da...

Linux Gaming Tweaks - A small guide to unlock more performance (1)

My personal journey to unlock more performance on Linux - Part 1: Introduction This is the start of a new series dedicated to the Linux Gaming community. This is a bit of an oddball in my blog as most of my other blog posts are written for a German audience and cover my other two passions: politics and the law. Nonetheless, PC gaming is a hobby for me since I was six years old, playing games on a Schneider 386 SX. Wow, times ran fast. As I've learned quite a lot about Linux during the last couple of years, switching between several distributions, learning about compilers and optimizing parts of a Linux distribution for a greater gaming experience, I was asked recently on the Phoronix Forums to share some of my findings publicly, and I am very glad to do so with a global audience. But keep in mind, I am neither a software nor a hardware engineer - I am a law professional who is passionate about computers. I digged deep into the documentation and compiled a lot of code, breaking my s...