Direkt zum Hauptbereich

Studentenprotest - Es brodelt, aber kocht nicht

Bildungsstreik in Freiburg! Nicht nur hier, sondern deutschlandweit ist zu Protesten gegen Missstände in der Bildungspolitik heute gekommen. Presseberichten zufolge sollen sich bundesweit 100.000 Schüler und Studenten beteiligt haben.



Ein grundsätzlich unterstützenswertes Anliegen, denn objektiv betrachtet lassen sich Probleme im deutschen Bildungswesen nicht verleugnen, die in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit verstärkt diskutiert worden sind.

Wenn man sich die Organisatoren und deren Unterstützer anschaut, fällt aber auf, dass die Initiative vornehmlich von politisch links stehenden Gruppen ausgeht und auch deren Parolen skandiert werden. Dass der RCDS (CDU/CSU-Studentenorganisation) und die JuLis (FDP-Studentenorganisation) sich in das Feld wohl kaum einreihen würden, war absehbar. Doch auch die Grünen unterstützen den Protest in Freiburg nicht, zumindest tauchen sie nirgends auf der Unterstützerliste von "Bildungsstreik 2009" auf. Lediglich deren lokale Abspaltung GAF (Grüne Alternative Freiburg) mischt mit.

Beredtes Schweigen? Nicht ganz. Zumindest warme Worte in Form von Solidaritätsbekundungen sind von der Grünen Jugend und Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, ergangen. Das muss anscheinend reichen.

Doch wird ja eigentlich nicht über den Protest an sich gerungen. Defizite werden von allen Seiten zur Sprache gebracht, auch von RCDS und JuLis. Nur ist es die Form und die Absicht des Protestes, die die verschiedenen Positionen voneinander trennt.

Während auf der einen Seite der "Druck der Straße" forciert werden wollen, halten es Liberale und Konservative eher mit inhaltlichen Forderungen.

“Krawall und Blockaden sind sicher kein Beitrag, um die Bildungspolitik zu verändern”, sagte die Landesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis) Thüringen, Evelyn Zschächner, letzte Woche in Erfurt.

Ähnlich heißt es auf der Bundeswebseite des RCDS: "Wir glauben, dass es wichtig ist auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen, halten diese Art von (gewaltbereitem) Aktionismus allerdings für völlig kontraproduktiv![...] Der Versuch, mit dem Bildungsstreik eine allgemeine, gesellschaftspolitische Diskussion anzuleiern schadet vielmehr den hochschulpolitischen Interessen, weil diese dadurch in den Hintergrund gedrängt werden."

Wie sieht meine Meinung aus?! Persönlich stehe ich den Protesten recht ambivalent gegenüber. Einerseits finde ich es gut, dass Schüler und Studenten mit dem jetzigen Zustand nicht zufrieden sind und ihre Opposition öffentlich zeigen. Inhaltlich liege ich jedoch auf Linie von RCDS und JuLis, sich eher um die wichtigen Details zu kümmern, als nur "kostenlose Bildung für alle" zu propagieren oder gegen den "Leistungsdruck" zu wettern.

Auch ist mit dem 17. Juni eine historische Parallele zu den Protesten in der DDR im Jahre 1953 - unfreiwillig oder gewollt - gezogen worden, die sehr vermessen ist. Ein Aufbegehren gegen ein Unrechtsregime ist dann doch qualitativ etwas anderes, als sich öffentlich über Leistungsdruck und 500 Euro pro Semester zu beklagen.

Auch muss ich mich öffentlich als Streikbrecher outen. Ein Examensfallrepetitorium war einfach zu wichtig...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jetzt erst recht: Deutschland braucht moderne Atomkraftwerke

Ein schwarzer Tag für Deutschland: An diesem Tag werden die letzten Kernreaktoren der 2. Generation abgeschaltet. Es ist ein viel beachteter Moment, der gemischte Reaktionen hervorruft. Während die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren auf diesen Tag hingearbeitet hat und jubelt , betonen andere, zu denen ich gehöre , die 300 Mrd. kWh CO2-armen und günstigen Strom, die sie im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte in Deutschland produziert haben und hielten es für vernünftiger, wären wir heute aus der Kohlekraft ausgestiegen und behielten die Kernenergie um mindestens zwei Dekaden weiter und nicht umgekehrt. Für sie bedeutet dieser Tag einen zivilisatorischen Rückschritt zu Lasten des Landes. Die Grundlast wird von nun an entweder durch importierten Strom aus dem Ausland, oder eben von Gas und Kohle bereit gestellt werden müssen, die deutlich mehr CO2 ausstoßen. Und aufgrund des Ukraine-Krieges war insbesondere der Bezug von Gas zuletzt ein teures Unterfangen, das die Bürger mit signifikanten

Amtsschimmel - Folge 4 (Fortsetzung 3) - Die Generalstaatsanwaltschaft steckt den Kopf in den Sand

Wenn es um das Sühnen staatlichen Unrechts geht, ist in der Regel auf eines Verlass: Auf eine groteske Verweigerungshaltung anderer staatlicher Stellen dies anzuerkennen und in der Folge auch zu ahnden. Wer den Ausgangsfall verpasst hat, sollte unbedingt sich zuvor den Beitrag hier noch einmal anschauen. Widmen wir uns heute dem Bescheid der Generalstaatsanwaltschaft Rostock vom 10. Januar 2024 (Az.: 2 Zs 724/23), der inhaltlich bedauerlicherweise wieder einer Arbeitsverweigerung gleich kommt. Immerhin stellt man sich dabei leicht intelligenter an als  noch die Staatsanwaltschaft Schwerin , wenn auch im Ergebnis ohne Substanz: Lieber Kollege Henkelmann , haben Sie wirklich über die Jahre alles vergessen, was Sie einmal im Staatsrecht gehört haben sollten? So grundlegende Dinge, wie die Bindung aller staatlicher Gewalt an die Grundrechte (Art. 1 Abs. 3 GG) oder das Rechtsstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 3 GG)?! Fühlen Sie sich auch noch gut dabei, wenn Sie tatkräftig dabei mithelfen, dass ü

Linux Gaming Tweaks - A small guide to unlock more performance (1)

My personal journey to unlock more performance on Linux - Part 1: Introduction This is the start of a new series dedicated to the Linux Gaming community. This is a bit of an oddball in my blog as most of my other blog posts are written for a German audience and cover my other two passions: politics and the law. Nonetheless, PC gaming is a hobby for me since I was six years old, playing games on a Schneider 386 SX. Wow, times ran fast. As I've learned quite a lot about Linux during the last couple of years, switching between several distributions, learning about compilers and optimizing parts of a Linux distribution for a greater gaming experience, I was asked recently on the Phoronix Forums to share some of my findings publicly, and I am very glad to do so with a global audience. But keep in mind, I am neither a software nor a hardware engineer - I am a law professional who is passionate about computers. I digged deep into the documentation and compiled a lot of code, breaking my s