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Tipps zum Jurastudium #6

Nach den mehr oder weniger allgemein gehaltenen Tipps der ersten Teile, möchte ich diesmal konkreter werden. Weil ich mich zur Zeit in der Examensvorbereitung befinde, möchte ich mich zunächst auf einzelne Literaturempfehlungen hierzu beschränken und einzelne Werke näher vorstellen, die das Unternehmen "Erstes juristisches Staatsexamen" etwas lösbarer machen.

Sollten Sie weitere Literatur zu den einzelnen Bereichen des Studiums suchen, schauen Sie am Besten hier in meine Liste der empfohlenen Bücher.

Natürlich handelt es sich hierbei nicht um einen umfassenden Rundumblick, sondern ist das bescheidene Ergebnis meiner bisherigen Recherchen und Erfahrungen.

Tipp Nummer 8: Examensauswertung

Bevor ich zu den Literaturempfehlungen in den einzelnen Rechtsgebieten komme, noch der wärmstens empfohlene Tipp, sich die Examensauswertung der Universität Köln anzuschauen. Dort wurden sämtliche Examensklausuren aus Nordrhein-Westfalen der Jahre 2002-2007 systematisch nach abgeprüften Problemschwerpunkten ausgewertet. Zu den Statistiken ist jedoch anzumerken, dass aus der Häufigkeit der Problemkreise lediglich abgeleitet werden kann, welche Bereiche auf keinen Fall zu vernachlässigen sind. Umgekehrt kann daraus jedoch nicht geschlossen werden, dass bisher nicht geprüfte Punkte nicht in zukünftigen Klausuren abgeprüft werden. Zudem kann die Schwerpunktverteilung in verschiedenen Bundesländern durchaus anders aussehen und auch dort fehlende Problemkreise enthalten. Nichtsdestotrotz ist die Auswertung ein wertvoller Überblick, um zu wissen, was man absolut nicht vernachlässigen darf.

Zivilrecht:

Examensauswertung Zivilrecht (Uni Köln, NRW)

Olzen/Wank, Zivilrechtliche Klausurenlehre mit Fallrepetitorium, 5. Aufl., Köln 2007, 34,80 €

Die "Zivilrechtliche Klausurenlehre" bietet alles aus einer Hand. Anhand von 40 Klausurfällen aus allen Gebieten des BGB soll examensrelevanter Stoff vermittelt werden. Das Buch leistet dabei aber weit mehr, als nur mustergültig gelöste Examensklausuren darzustellen.

Das Werk bietet am Anfang eine nicht nur für Anfänger besonders hilfreiche Einführung in die zivilrechtliche Falllösung, in der die Methodik der Falllösung immer in Bezug zu zivilrechtlichen Fragestellungen erörtert wird. Das fängt bei recht banal erscheinenden Hinweisen zur Erstellung einer Personenskizze und der Erarbeitung der Fallfrage an. Die Autoren widmen sich aber auch methodischen Fragen der Auslegung bis hin zu ganz praktischen Problemen der Ausarbeitung.
Der fortgeschrittene Jurastudent wird sich zwar zunächst fragen, ob die Autoren hier nicht eher die juristischen Anfänger bedienen wollten und er deshalb diesen Abschnitt überspringen sollte. Doch das ein oder andere Detail wurde mir erst im geschilderten konkreten Bezug zum Zivilrecht klar und auch sonst sind die eingestreuten Erfahrungen der Autoren hilfreich. Insbesondere weil in den universitären Übungen oder Tutoraten der methodische Aspekt meist zugunsten der konkreten Fallösung ausgespart wird und auf die eigenständige Vorlesung "Methodenlehre" verwiesen wird. Die Lektüre jenes Kapitels sei deshalb auch Examenskandidaten zur Wiederholung empfohlen.

Die Fälle sind nach den großen Bereichen des BGB (bspw. Allgemeiner Teil, Schuldrecht AT & BT) untergliedert und entsprechen vom Niveau gehobenen Ansprüchen. Der Schwierigkeitsgrad variiert von Fall zu Fall.
Jedem dieser Bereiche ist ein knapp gehaltenes Kapitel mit theoretischen Abhandlungen vorangestellt, die die Grundprobleme des jeweiligen Bereiches behandeln. Auch gibt es Prüfungsschemata und vereinzelt veranschaulichende Grafiken.

Kritik: Olzen/Wank konzentrieren sich auf die allerwichtigsten Problemkreise, die absolut beherrscht werden müssen. Hierin liegt eine Stärke wie eine Schwäche des Werkes zugleich. Denn andererseits bleiben weitere wichtige Detailfragen aufgrund der Kürze unbehandelt und auch die Fälle decken weit nicht alles ab, was kommen kann.
Dies ist aber dem Konzept, alle Gebiete des BGB anzubieten, inhärent. Auf 722 Seiten lassen sich eben nicht alle examensrelevanten Punkte ansprechen. Insofern kann das Werk als Anfang zu vertieften Studien dienen. Zu den einzelnen Bereichen des BGB gibt es jeweilige Fallsammlungen und -repetitorien o.ä. mit denen sich Lücken ergänzen lassen, die wiederum vom Umfang her auch gelegentlich über das notwendige Maß hinaus schießen.

Der Schreibstil ist erfreulich flüssig und gut lesbar.

Weiterer Kritikpunkt ist der im Vergleich zu üblichen Fallsammlungen bzw. Klausurenkursen überdurchschnittliche Kaufpreis von 34,80 EUR. Dafür bekommt man eine Auswahl an Fällen aus allen Kernbereichen des BGB. Dank der Qualitäten des Buches und der Tatsache, dass es ständig in der Universitätsbibliothek verliehen ist, ist es trotzdem eine gut angelegte Investition.

Kurz vorgestellt:

In dieser Kategorie möchte ich den geneigten Leser kurz auf ein jeweiliges Werk aufmerksam machen, ohne eine vollständige Rezension zu verfassen. Denn schon allein aus Zeitgründen ist es nicht möglich einen wirklich tiefgründigen Blick auf jedes Werk zu werfen. Diejenigen aber, die einen guten Eindruck hinterlassen haben, möchte ich dennoch an dieser Stelle erwähnen und dazu anregen, sie sich selbst einmal bei Gelegenheit anzuschauen.

Balzer/Kröll/Scholl, Die Schuldrechtsklausur, 2. Aufl., Berlin 2008, 19,95 €

Dieser Titel richtet sich vordergründig an Einsteiger, kann aber ebenfalls dem Examenskandidaten nützlich sein. In 28 Fällen (15 x Kaufrecht, 1 x Schenkung, 2 x Mietrecht, 1x Leasing/Darlehens-/Kaufrecht, 1 x Pachtrecht, 1x Dienstvertrag, 3 x Werkvertrag und je 2 x Reise- sowie Bürgschaftsrecht) werden die verschiedenen vertraglichen Schuldverhältnisse, samt den jeweiligen besonderen Problempunkten, thematisiert. Es findet sich also sowohl Schuldrecht AT wie BT in diesem Buch.

Kropholler, Studienkommentar BGB, 11. Aufl, München 2008, 29,50 €

So undurchsichtig und weitschweifig das BGB ist, braucht es einen guten Mentor, der einem durch die Paragrafen führt. Die üblichen Großkommentare sind ausführlich und für diesen Zweck ebenso geeignet. Doch ist weniger manchmal mehr. Der Studienkommentar von Jan Kropholler beschränkt sich mit seinen Kommentierungen auf die für das Examen wesentlichsten Normen. Manchmal ist er durch die vom Format und dem zur Verfügung stehenden Platz etwas dünn, weshalb man bei Hausarbeiten andere Werke unbedingt hinzuziehen sollte. Doch für einen begleitenden Einstieg eignet sich das Werk sehr gut. Zudem ist er sehr handlich, weshalb man ihn bei der Vorlesung immer dabei haben sollte. Das Buch ist jedenfalls eine hilfreiche Ergänzung, ersetzt aber kein vollständiges Werk.

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