Direkt zum Hauptbereich

Alles exzellent?

Weht der Geist der Veränderung bereits durch die Universität? Eine erste Bilanz nach zwei Semestern Studiengebühren und einem Semester Exzellenzuniversität.

„Die Entscheidung des Bewilligungsausschusses zeigt eindeutig, dass die Universität Freiburg mit ihrer exzellenten Forschung und Lehre jetzt in der Champions League spielt“, freut sich der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Jäger, in einer Pressemeldung zur Vergabe des Prestigetitels. Nunmehr gehört auch die Albert-Ludwigs-Universität zum Club der neun prämierten Eliteunis, nachdem es nach der ersten Runde vor anderthalb Jahren noch nicht klappte.

Entgegen den Verlautbarungen von Rektor Jäger spielt man in der Lehre zuweilen immer noch in der Bezirksliga.Wer im Studentenalltag nach jener viel beschworenen Elite sucht, muss schon mit der Lupe suchen, um echte Neuerungen zu entdecken.

An der Juristischen Fakultät die neuen Lehrassistenten beispielsweise - deren Gehälter den größten Anteil der Studiengebühren verschlingen. Vor Semesterbeginn boten sie eine Blockübung im Zivilrecht an. Dort wurden täglich zu drei Terminen über zwei Wochen hinweg komplexere Fälle im Zivilrecht bearbeitet. Ein echtes Novum! Ansonsten wurde die Fallbearbeitung in höhreren Semestern ausschließlich in der Vorgerücktenübung durchgeführt.

Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Studenten schon recht gut im Umgang mit dem Kaufgewährleistungsrecht seien, jedoch im "Großen BGB" ein viel breiteres Spektrum an Stoff abgedeckt werden müsse. Jene Lücken hätten in der Vergangenheit immer wieder zu hohen Durchfallquoten geführt, die die Blockübung nun zumindest aufzudecken helfe.

Im Gegenzug zu den Vorgerücktenübungen war das ausgegebene Material von guter bis hervorragender Qualität. In den Vorgerücktenübungen bekommt man, wenn man Glück hat, nur eine dürftige Powerpoint-Präsentation als Lösungsskizze an die Hand. Vielfach geht man aber auch komplett leer aus. Das ist einfach inakzeptabel!

Nicht so bei der Blockübung, bei der in weiten Teilen ausformulierte Musterlösungen mit Fußnoten bereitgestellt wurden. Das würde man sich zur eigenen Korrektur auch gerne in den anderen Bereichen wünschen und ist daher von Seiten der Studenten deutlich zu begrüßen.

Auch sind einige Bücher in der juristischen Bibliothek (Seminar) neu in den Fundus aufgenommen worden, die sich allein aus den Studiengebühren finanzieren.

Doch ist noch eine Veränderung in den Köpfen nötig, um die Lehre nachhaltig zu verbessern! Schnell wird jedoch der Eindruck erweckt, als sei beim Lehrpersonal noch nichts von dem Mentalitätswechsel hin zu einem Dienstleister angekommen, dem die Belange der Studenten am Herzen liegen.

Ein Beispiel die oben genannte Schlamperei mit den Lösungsskizzen. Zum anderen ist allein der Umstand, dass die Korrekturassistenten nun Lehrassistenten heißen und von uns Studenten bezahlt werden, noch kein Garant für eine bessere Qualität der Korrekturen.

Noch immer stößt man bei Beschwerden auf eine Wand der Ignoranz und Gleichgültigkeit. Anerkannte Prüfungsgrundsätze existieren nur auf dem Papier. Die Noten werden weiterhin frei von jeder Objektivität vergeben. Fehler werden zwar eingestanden, an der Endnote wird jedoch nichts zugunsten des Studenten verändert. Man möchte meinen, dass keiner die innere Größe besitzt sich selbst oder eigene Mitarbeiter zu korrigieren. Lieber schiebt man den schwarzen Peter weiterhin dem Studenten zu. Es ist ja auch so bequem!

Als Student hat man keine andere Möglichkeit sich zu wehren als das Prozessrisiko auf sich zu nehmen und die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht anzugreifen. Doch wer tut das schon? So ist man weiterhin der Einsichtsfähigkeit des jeweiligen Professoren ausgeliefert. Mal mit, aber oft auch ohne Erfolg.

Solange sich im Denken und Handeln des Lehrpersonals nichts ändert wird das Wort "Exzellenzuniversität" nichts als eine lose Formhülse bleiben. Es hört sich zwar gut an, doch unter dem Strich verbessert sich für die Betroffenen nichts.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jetzt erst recht: Deutschland braucht moderne Atomkraftwerke

Ein schwarzer Tag für Deutschland: An diesem Tag werden die letzten Kernreaktoren der 2. Generation abgeschaltet. Es ist ein viel beachteter Moment, der gemischte Reaktionen hervorruft. Während die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren auf diesen Tag hingearbeitet hat und jubelt , betonen andere, zu denen ich gehöre , die 300 Mrd. kWh CO2-armen und günstigen Strom, die sie im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte in Deutschland produziert haben und hielten es für vernünftiger, wären wir heute aus der Kohlekraft ausgestiegen und behielten die Kernenergie um mindestens zwei Dekaden weiter und nicht umgekehrt. Für sie bedeutet dieser Tag einen zivilisatorischen Rückschritt zu Lasten des Landes. Die Grundlast wird von nun an entweder durch importierten Strom aus dem Ausland, oder eben von Gas und Kohle bereit gestellt werden müssen, die deutlich mehr CO2 ausstoßen. Und aufgrund des Ukraine-Krieges war insbesondere der Bezug von Gas zuletzt ein teures Unterfangen, das die Bürger mit signifikanten

Linux Gaming Tweaks - A small guide to unlock more performance (2)

My personal journey to unlock more performance on Linux - Part 2: Tweaking the Linux Kernel Welcome back to the second part of my Linux Gaming Tweaks series. If you missed the first part, head over here to get a general overview and learn more about my hardware and Linux distribution choices. In this episode, I will cover the single most important item on my tuning list, tweaking the Linux Kernel. Hence I will talk today about the Xanmod Kernel, additional patches I carry around to unlock an even better gaming experience, tweaks to my Kernel configuration, my Kernel command line and the compiler flags which I use to compile my Kernel. Unlike Windows, the Linux Kernel itself contains almost all of your hardware drivers (with notable exceptions, e.g. Nvidia's GPU driver). Hardware drivers are fundamental to get your PC up and running, changes in this area are also very performance-sensitive, beware that some tweaks might have an effect to the stability and security or even power usa

Müll, der zum Himmel stinkt

Alle Jahre versuchen sie es wieder und es stinkt bereits zum Himmel! Pünktlich zum Februar wurden die städtischen Müllgebührenbescheide an die Bewohner zugestellt, und man fragt sich immer wieder, ob gezielt damit gerechnet wird, dass man brav und anständig sein liebes Geld auf das Konto der Stadt überweist. Es regt sich jedoch Widerstand. Nicht nur von der FDP. Mich würde es ebenfalls einmal sehr reizen die Rechtmäßigkeit der Freiburger Abfallwirtschaftssatzung im Lichte des Urteils des VGH Baden-Württemberg vom 11.10.2004 (AZ: 2 S 1998/02) überprüfen zu lassen. Es lohnt sich also doch ab und an die Verwaltungsrechtsvorlesung und die dazugehörige Arbeitsgemeinschaft zu besuchen. Ein Landkreis ist mit seiner gängigen Praxis vor 2,5 Jahren vor Gericht nämlich schon gescheitert. Wenn es nach mir ginge würde Freiburg es ihm gleichtun. Das damalige Urteil stellt auf die Satzungsregelung des Landkreises Göppingen ab. Darin war geregelt, dass ein Haushalt eine bestimmte Grundgebü