Direkt zum Hauptbereich

Heiligendamm?? Venezuela!!

In Deutschland ist der kürzlich anstehende G8-Gipfel in Heiligendamm sowie die damit einhergehenden Sicherheitsmaßnahmen in aller Munde. Dabei wird vielfach das Vorgehen des deutschen Staates gegen Anhänger der autonomen linken Szene angegriffen, so auch von den mir sehr geschätzten Hans-Ulrich Jörges in einem Audiokommentar des Stern.

In Betracht dessen, dass von einer Hand voll potenziellen Demonstranten Geruchsproben genommen wurden, weckt Jörges die Erinnerung an das Vorgehen der Staatssicherheit der DDR. "Was ist eigentlich los in dem Land? Natürlich erinnert das an Stasimethoden. Die Stasi hat das erfunden." Jörges geht sogar soweit bedenkenswerte autoritäre Tendenzen im aktuellen staatlichen Handeln zu erkennen. "Für mich spricht daraus der monströse Wahn einer Diktatur und dass in einem demokratischen System die Verantwortungsträger das nicht erkennen, welche Parallelen sie da herstellen, das macht mich bestürtzt." Der Kommentar endet mit den Worten "Diesen durchgeknallten Staat müssen wir verhindern und dem müssen wir als Medien auch Grenzen setzen."

Entschlossen etwas gegen staatliche Repression zu unternehmen möchte ich aber statt der vollkommen überhitzten Diskussion zum G8-Gipfel in meiner Heimatregion lieber auf einen akuten Problemfall hinweisen: Venezuela. Entgegen den nun in Deutschland so sehr künstlich herbeigeredeten empfindlichen Einschränkungen der Grundrechte der Bürger, ist eben dies in Venezuela in der Phase der knallharten Umsetzung angelangt.

Anlässlich der Schließung des privaten und oppositionellen Senders RCTV ist es am 28.05.2007 in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, zu stürmischen Protesten gekommen.

Dabei setzte die Polizei von Hugo Chavez Tränengas gegen die am Plaza Brion "Freiheit!" rufenden Demonstranten ein und löste mit dem Gas und mit Wasserwerfern die Versammlung mit ca. 5000 Teilnehmern auf. Berichten zufolge sollen während der Zusammenstöße mindestens drei Demonstranten und ein Polizist verletzt worden sein.

Chavez hatte sich geweigert die Sendelizenz zu erneuern und warf dem Sender "subversive Aktivitäten" vor, sowie die Unterstüzung des Coups von 2002 gegen ihn.

Währenddessen hat die Gruppe "Reporter ohne Grenzen" zu einem internationalen Protest gegen die RCTV-Entscheidung aufgerufen und bezeichnete die Schließung als "einen großen Rückschritt für Demokratie und Pluralismus".

Eine Freundin von mir, die an den Protesten in Caracas teilnahm, berichtete mir, wie sie sich mit Zahnpasta in der Nase vor dem Tränengas schützte und in die U-Bahn fliehen musste, als die Polizei begann die Versammlung aufzulösen.

"Me and a friend had to go running inside a subway station, then keep on running and get into the train, they had even thrown [...] gas inside the station so we had to cover ourselves with toothpaste."

In Zukunft dürften weitere repressive Schritte des Staates gegenüber Andersdenkenden zu erwarten sein. "I don't know what path this will follow, but I sure know this is just a step forward. I mean, reprisals have already been taken, the closure of RCTV was to screw around with its owner deep inside, minor leaders have already been prosecuted [such as] mayors, governors, etcs."

Statt also sich über eingebildeten staatlichen Terror zu mockieren, würde ich es für sinnvoller halten wenn die hiesigen Bedenkenträger und selbsterklärte "Wächter der Demokratie" mal einen Blick in das weit entfernte Venezuela wagen, und sich mit den dortigen Demonstranten solidarisieren.

Fotos der Demonstration gibt es u.a. hier auf dem Bilderportal Flickr.com.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jetzt erst recht: Deutschland braucht moderne Atomkraftwerke

Ein schwarzer Tag für Deutschland: An diesem Tag werden die letzten Kernreaktoren der 2. Generation abgeschaltet. Es ist ein viel beachteter Moment, der gemischte Reaktionen hervorruft. Während die Anti-AKW-Bewegung seit den 70er-Jahren auf diesen Tag hingearbeitet hat und jubelt , betonen andere, zu denen ich gehöre , die 300 Mrd. kWh CO2-armen und günstigen Strom, die sie im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte in Deutschland produziert haben und hielten es für vernünftiger, wären wir heute aus der Kohlekraft ausgestiegen und behielten die Kernenergie um mindestens zwei Dekaden weiter und nicht umgekehrt. Für sie bedeutet dieser Tag einen zivilisatorischen Rückschritt zu Lasten des Landes. Die Grundlast wird von nun an entweder durch importierten Strom aus dem Ausland, oder eben von Gas und Kohle bereit gestellt werden müssen, die deutlich mehr CO2 ausstoßen. Und aufgrund des Ukraine-Krieges war insbesondere der Bezug von Gas zuletzt ein teures Unterfangen, das die Bürger mit signifikanten

Linux Gaming Tweaks - A small guide to unlock more performance (2)

My personal journey to unlock more performance on Linux - Part 2: Tweaking the Linux Kernel Welcome back to the second part of my Linux Gaming Tweaks series. If you missed the first part, head over here to get a general overview and learn more about my hardware and Linux distribution choices. In this episode, I will cover the single most important item on my tuning list, tweaking the Linux Kernel. Hence I will talk today about the Xanmod Kernel, additional patches I carry around to unlock an even better gaming experience, tweaks to my Kernel configuration, my Kernel command line and the compiler flags which I use to compile my Kernel. Unlike Windows, the Linux Kernel itself contains almost all of your hardware drivers (with notable exceptions, e.g. Nvidia's GPU driver). Hardware drivers are fundamental to get your PC up and running, changes in this area are also very performance-sensitive, beware that some tweaks might have an effect to the stability and security or even power usa

Müll, der zum Himmel stinkt

Alle Jahre versuchen sie es wieder und es stinkt bereits zum Himmel! Pünktlich zum Februar wurden die städtischen Müllgebührenbescheide an die Bewohner zugestellt, und man fragt sich immer wieder, ob gezielt damit gerechnet wird, dass man brav und anständig sein liebes Geld auf das Konto der Stadt überweist. Es regt sich jedoch Widerstand. Nicht nur von der FDP. Mich würde es ebenfalls einmal sehr reizen die Rechtmäßigkeit der Freiburger Abfallwirtschaftssatzung im Lichte des Urteils des VGH Baden-Württemberg vom 11.10.2004 (AZ: 2 S 1998/02) überprüfen zu lassen. Es lohnt sich also doch ab und an die Verwaltungsrechtsvorlesung und die dazugehörige Arbeitsgemeinschaft zu besuchen. Ein Landkreis ist mit seiner gängigen Praxis vor 2,5 Jahren vor Gericht nämlich schon gescheitert. Wenn es nach mir ginge würde Freiburg es ihm gleichtun. Das damalige Urteil stellt auf die Satzungsregelung des Landkreises Göppingen ab. Darin war geregelt, dass ein Haushalt eine bestimmte Grundgebü